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Die automatische EKG-Auswertung mit Computern hat frühzeitig begonnen, die ersten Erfolge berichtete Pipberger, Veterans Administration, Washington, D.C. schon im Jahre 1962 [10].

Arvedson (Schweden) entwickelte bereits 1965 eine computerunterstützte Methode, mit der es möglich wurde, EKGs von Patienten mit einer koronaren Herzinsuffizienz von EKGs gesunder Patienten zu unterscheiden [1]. Das von Arvedson 1968 entwickelte Programmsystem wertete Vektorcardiodiagramme aus, die mit einem modifizierten Frank-System abgeleitet wurden. Dabei handelte es sich um die erste europäische Publikation auf dem Gebiet der EKG-Analysen [2].

Van Bemmel befasste sich bereits 1969 in seiner Dissertation mit der Biosignalverarbeitung, wobei sein Hauptaugenmerk dem fetalen Elektrokardiogramm gegolten hat [14].

In Deutschland war um 1970 herum die Hochburg der Verarbeitung elektrokardiographischer Daten die Universität Mainz. Von Dudeck und Michaelis wurden im Jahr 1971 in einer eingehenden Darstellung der einzelnen Schritte, die bei der automatischen Auswertung von EKGs durchlaufen werden mussten, auf die speziell in elektrokardiographischen Anwendungsbereichen auftretenden Probleme untersucht und mögliche Beurteilungskriterien für Ergebnisvergleiche angegeben [3, 4]. Michaelis und Dudeck verglichen damals verschiedene Programmsysteme zur automatischen Analyse von Elektrokardiogrammen (EKGs) und Vektorkardiogrammen (VKGs). Dabei wurden Entwicklungen von Arvedson, Pipberger (VKGs) und der Firma Siemens (EKG) gegenübergestellt [10]. Obwohl sich einige dieser Systeme in einem Versuchsstadium befanden, waren sich Michaelis und Dudeck einig, dass die Computeranalyse von Elektrokardiogrammen bald ihren Platz bei Routineuntersuchungen und Forschungsvorhaben finden würden [9].

Michaelis erstellte ein Jahr später eine Übersicht der entwickelten Schlüssel und ihrer technischen Realisierung die für die Befundung von Elektrokardiogrammen nötig waren. Er betonte gleichzeitig, dass das Fehlen einer einheitlichen Nomenklatur bisher die wünschenswerte Vereinheitlichung der Dokumentation von EKG-Befunden verhindert hatte [7].

In Dresden fand 1972 das 1. Internationale Colloquium Elecrocardiologicum statt, auf dem Michaelis über die Anwendung von Display-Techniken bei der Computeranalyse von Vektorcardiodiagrammen referierte [8].

An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) demonstrierte Zywietz 1972, wie die hybride Auswertung (gleichzeitige Verarbeitung von analogen und digitalen Informationen) die routinemäßige Erfassung von Biosignaldaten für eine automatisierte digitale Auswertung unterstützen kann [17].

Anfang der 70er Jahre beschrieb Pöppl ein zentrales System zur medizinischen Analogdatenerfassung und -verarbeitung insbesondere für die EKG-Auswertung: Dezentral wurden Biosignaldaten analog auf Magnetbändern gespeichert und gelangten auf konventionellem Weg (z.B. per Post) zum Zentralsystem. Die daraufhin folgende Analog-Digital-Umwandlung wurde automatisch gesteuert. Mit Hilfe der Bandsucheinheit war es möglich, schnell und eindeutig die zu einem Patienten gehörenden Analogdaten wiederzufinden, so dass eine effiziente Maschinenbelegungszeit gegeben war. Den Entwicklern war es besonders wichtig, mittels herstellerunabhängiger Hardware ein multiplizierbares System zu schaffen [12].

Ein großer Schritt in Richtung Telemedizin gelang 1971/72 einer Arbeitsgruppe um Klaus-Dieter Hüllemann an der Medizinischen Klinik der Universität Heidelberg. Hier wurden Herzinfarktpatienten beim Training im Wasser (Schwimmen) mit umgeschnallten EKG-Gerät mit Sender telemetrisch untersucht [5, 6].

Seit Anfang der 70er Jahre wurde auch in der DDR in Erfurt an der Medizinischen Akademie (Reißmann) an der EKG-Analyse und an der Charité (Michel) an der EEG-Analyse gearbeitet [14].

Mit Hilfe interaktiver Klassenbildung von Vektoren einzelner Signalperioden und Clusterung der zweidimensionalen Vektoren gelang Zywietz 1976 bei variierenden periodischen Biosignalen an der MHH eine effiziente Analyse von langzeit EKG-Aufzeichnungen [16].

Schon 1969 hat H. Reetz einen Artikel über die technische Methodik und der Computerauswertung der EEG-Analyse publiziert [13].

Nachrichten

News

Nachruf Prof. Dr. sc. hum. Paul Schmücker

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Mit großer Trauer und tiefem Respekt nehmen wir Abschied von Prof. Dr. Paul Schmücker, der im Alter von 76 Jahren am 19.03.2025 verstorben ist. Mit ihm verlieren wir nicht nur einen der profiliertesten Köpfe der deutschen Gesundheits-IT, sondern auch einen leidenschaftlichen Gestalter, scharfsinnigen Diskussionspartner und geschätzten Kollegen und Freund.
Paul Schmücker widmete sein gesamtes Berufsleben der Medizinischen Informatik. Mit beeindruckender fachlicher Tiefe, klarem analytischen Verstand und einer großen Portion Humor und Empathie hat er die digitale Transformation des Gesundheitswesens über Jahrzehnte mitgeprägt – in Forschung und Lehre ebenso wie in zahlreichen Gremien, Projekten und Netzwerken.
Sein Engagement begann früh: Bereits 1987, als er an die Universität Heidelberg wechselte und dort die Archivleitung übernahm, erkannte er die Bedeutung digitaler Archive und gründete die Arbeitsgruppe „Archivierung von Krankenunterlagen“ in der GMDS, die er mit großer Energie und Überzeugung leitete. Daraus entstand ein weitreichendes Netzwerk sowie zahlreiche Impulse für die Professionalisierung der Krankenhaus-IT.
Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit engagierte sich Paul Schmücker über Jahrzehnte hinweg für den fachlichen Austausch in der Community. Die von ihm mitgestaltete KIS-Tagung war jahrelang ein zentraler Treffpunkt für die Branche. Mit großem Einsatz begleitete er auch deren Integration in die damalige conhIT – heute DMEA – und prägte die Veranstaltung maßgeblich mit. Die von ihm initiierte DMEA-Satellitenveranstaltung, die er mit pointierten Inhalten und exzellenten Referent*innen organisierte, wurde schnell zu einem geschätzten Highlight.
Nach seinem Wechsel an die Hochschule Mannheim setzte er seine Arbeit als Professor für Medizinische Informatik fort und vermittelte mit Begeisterung Wissen an junge Menschen. Viele seiner Absolvent*innen erinnern sich an ihn als fordernden, engagierten und inspirierenden Lehrer, der stets ein offenes Ohr hatte – und kein Blatt vor den Mund nahm.
In den Fachverbänden war Paul Schmücker eine feste Größe. Als Präsident der GMDS und späteres Ehrenmitglied setzte er Impulse, brachte Projekte auf den Weg und vertrat klare Positionen. Im BVMI, bvitg, KH-IT und als Botschafter der Entscheiderfabrik war er ein gefragter Experte und Ideengeber. Auch im CCeSigG war er aktiv und zeigte eindrucksvoll, wie IT zur Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen beitragen kann. Auch in der bundesweiten Medizininformatik-Initiative (MII) ab 2016 engagierte er sich stark – auch hier mit einem besonderen Schwerpunkt zu den Themen Lehre und Fortbildung.
Paul Schmücker war kein Diplomat – und genau das machte ihn aus. Er sprach aus, was gesagt werden musste, stets fundiert, oft mit spitzer Zunge, aber nie verletzend. Seine direkte Art, gepaart mit fundiertem Wissen und der Fähigkeit, auch komplexe Sachverhalte verständlich zu vermitteln, machte ihn zu einem wertvollen Partner, Mentor und Diskussionsführer.
Wir verlieren mit ihm einen Fachmann, kritischen Geist und Innovator, vor allem aber einen Menschen und Freund, der mit Offenheit, Humor und unbeirrbarer Klarheit unsere Arbeit geprägt hat. Seine Stimme wird fehlen – sein Wirken bleibt.
In tiefer Dankbarkeit und
Die Vorstände/Präsidien und Mitglieder von GMDS, BVMI, bvitg, CCeSigG, TMF und KH-IT


 

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