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Synopsis nosologiae methodicae

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die am meisten benutzte Klassifikation der Krankheiten die im Jahre 1785 in Edinburgh von William Cullen (1710-1790) herausgegebene "Synopsis nosologiae methodicae".

Genera morborum

Der große Systematiker Linnaeus (1707 - 1778) gab eine Abhandlung mit dem Titel "Genera morborum" heraus, die einen Krankheitenschlüssel enthielt.

Fallnummer Identifikationsnummer

Die von Florence Nightingale entwickelten medizinischen Klassifikationssysteme wurden, zunächst versuchsweise, in verschiedenen Londoner Krankenhäusern eingesetzt. Ihr Ziel war die Kontrolle des Erfolgs der angewandten Therapien:

"Miss Nightingales's proposed forms would enable the mortality in hospitals, and the mortality from particular diseases, injuries, and operations to be ascertained with accuracy; an these facts together with the duration of cases, would enable the value of particular methods of treatment and of special operations to be brought to statistical proof. The sanitary state of the hospital itself could likewise be ascertained." (Cook [1] S.2).

Fallnummer Identifikationsnummer

Eine weitere Vorbereitung der maschinellen Verarbeitung medizinischer Daten in Hinsicht auf eine eindeutige Identifikation bestand in der Einführung einer Fallnummer und einer zusätzlichen Identifikationsnummer, um einerseits die Daten eines jeweiligen Falles zusammen zu halten und andererseits die Krankenblätter des selben Patienten aus zwei Fällen wieder zusammen zu bringen.

Die Landeskrankenanstalt Schleswig, in dem wesentlich später der medizinische Statistiker und Ehrenmitglied der GMDS Herbert Immich seine berufliche Laufbahn als Medizinischer Informatiker begann, dürfte damit das erste Krankenhaus gewesen sein, das schon in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts derart bahnbrechend vorgearbeitet hatte. Eine Umsetzung des Vorhabens eine I-Zahl einzuführen hat allerdings in den ersten 100 Jahren des Krankenhauses leider doch nicht statt gefunden [1, 2]. Die wichtigste Vorbedingung für eine standardisierte Krankenblattdokumentation und deren maschinelle Verarbeitung war die Entwicklung einer möglichst eineindeutigen Identifikationsnummer, deren ersten 10 Stellen (Spalte 10 bis 19) überall gleich waren. Die I-Zahl (so wurde die Identifikationsnummer allgemein genannt) sollte gewährleisten, dass sowohl die jeweiligen Daten der richtigen Krankenakte zugeordnet werden konnten als auch alle Daten eines Patienten zusammengefasst zugreifbar waren. Das war für eine maschinelle Verarbeitung der Krankengeschichten unerlässlich. Die Selektivität der damaligen I-Zahl lag über 99%. Schon 1963 hat Wagner einen Artikel mit dieser Thematik publiziert [3]. Die Erfahrungen mit den heutigen Methoden der Identifikation zeigen schlechtere Prozentsätze.

Sehr wichtig war innerhalb der I-Zahl der 'Namensschlüssel' (Spalte 17 und 18 der sogn. Ablochleiste am rechten Rand des Blattes). Die 99 Ausprägungen dieses Schlüssels von 00 bis 98 stellten jeweils einen gleichen Teil der deutschen Namensanfänge von 00 = Aa bis 98 = Z (99 = fehlende Angaben) dar. Dieser Schlüssel ist 1958 durch Auszählungen der Namen in Deutschen Telefonbüchern aus allen Regionen Westdeutschlands in der Nebenstelle des Statistischen Bundesamtes in Berlin entstanden. Damals waren dort arbeitslose Angestellte auf Zeit eingesetzt, um verschiedene Stichprobenverfahren für die deutsche Außenhandelsstatistik zu verifizieren oder zu falsifizieren. Nebenbei wurden die Auszählungen der Namen vorgenommen. Der Leiter der Abteilung, unter dessen Regie sowohl die Stichprobenverfahren der Außenhandelsstatistik als auch der Namensschlüssels entwickelt wurden, war der bekannte leider schon verstorbene Prof. Dr. Siegfried Koller (Mediziner und Mathematiker), ebenfalls Ehrenmitglied der GMDS.

Hermann Hollerith wurde in Buffalo als Sohn deutscher Auswanderer geboren. Er studierte Ingenieurwissenschaft und nahm 1880 als Assistent an der zehnten Volkszählung teil. Für die Auswertung dieser Volkszählung (etwa 50 Millionen Menschen) waren 500 Helfer fast 10 Jahre beschäftigt. Mehrfach wurde diskutiert, die aufwendige manuelle Sortier- und Zählarbeit mit einer Maschine durchzuführen. Das grundsätzliche Problem bestand darin, die auf den Zählblättchen angekreuzten Felder mechanisch lesen zu können. Inspiriert durch einen Zugschaffner, der mittels Handlocher Ausgang, Ziel und Preis der Reise durch entsprechende Lochungen auf den Fahrkarten markierte, entwickelte Hollerith Zählblättchen, die anstatt Kreuzchen an den entsprechenden Stellen Löcher aufwiesen. So entstand die Lochkarte.

Nun mußte nur noch eine Maschine entwickelt werden, die diese Löcher auszählen konnte. Für die Konstruktion dieser Maschine benötigte Hollerith mehrere Jahre, am 23.9.1884 meldete er sein Patent an und am 8.1.1889 wurde es ihm unter der Nummer 395 782 gewährt. Das denkbar einfache Prinzip des Lochkartenverfahrens beruht auf metallischen Kontaktplatten und einem entsprechenden Stiftkasten. Durch Herabsenkung des Stiftkastens trifft an jeder Lochung der Lochkarte ein Stift auf die entsprechende Kontaktplatte. Ein Stromkreis wird geschlossen und die zugeordnete Zähluhr um eine Einheit weitergerückt. Ist keine Lochung vorhanden, wird kein Stromkreis geschlossen. Nach Auswertung aller Lochkarten kann an den angeschlossenen Zähluhren die gesamte Auswertung abgelesen werden.

Mit seinem Verfahren konnte Hollerith die Auswertung der 11. Volkszählung im Jahre 1890 (etwa 62 Millionen Menschen) mit Hilfe von 43 Zählmaschinen und ebensoviel Hilfspersonal bereits nach 4 Wochen abschließen.

1910 wurde die "Deutsche Hollerith Maschinen Gesellschaft mbH DEHOMAG" in Berlin gegründet, die 1949 in "IBM Deutschland" umbenannt wurde. 1911 bis 1914 erfolgte die Fusion der "Tabulating Maschine Company" mit anderen Firmen zur "Computing Tabulating Recording Company" in USA. Diese Gesellschaft erhielt 1924 den Namen "International Business Maschines Corporation" (IBM).

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Nachruf Prof. Dr. sc. hum. Paul Schmücker

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Mit großer Trauer und tiefem Respekt nehmen wir Abschied von Prof. Dr. Paul Schmücker, der im Alter von 76 Jahren am 19.03.2025 verstorben ist. Mit ihm verlieren wir nicht nur einen der profiliertesten Köpfe der deutschen Gesundheits-IT, sondern auch einen leidenschaftlichen Gestalter, scharfsinnigen Diskussionspartner und geschätzten Kollegen und Freund.
Paul Schmücker widmete sein gesamtes Berufsleben der Medizinischen Informatik. Mit beeindruckender fachlicher Tiefe, klarem analytischen Verstand und einer großen Portion Humor und Empathie hat er die digitale Transformation des Gesundheitswesens über Jahrzehnte mitgeprägt – in Forschung und Lehre ebenso wie in zahlreichen Gremien, Projekten und Netzwerken.
Sein Engagement begann früh: Bereits 1987, als er an die Universität Heidelberg wechselte und dort die Archivleitung übernahm, erkannte er die Bedeutung digitaler Archive und gründete die Arbeitsgruppe „Archivierung von Krankenunterlagen“ in der GMDS, die er mit großer Energie und Überzeugung leitete. Daraus entstand ein weitreichendes Netzwerk sowie zahlreiche Impulse für die Professionalisierung der Krankenhaus-IT.
Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit engagierte sich Paul Schmücker über Jahrzehnte hinweg für den fachlichen Austausch in der Community. Die von ihm mitgestaltete KIS-Tagung war jahrelang ein zentraler Treffpunkt für die Branche. Mit großem Einsatz begleitete er auch deren Integration in die damalige conhIT – heute DMEA – und prägte die Veranstaltung maßgeblich mit. Die von ihm initiierte DMEA-Satellitenveranstaltung, die er mit pointierten Inhalten und exzellenten Referent*innen organisierte, wurde schnell zu einem geschätzten Highlight.
Nach seinem Wechsel an die Hochschule Mannheim setzte er seine Arbeit als Professor für Medizinische Informatik fort und vermittelte mit Begeisterung Wissen an junge Menschen. Viele seiner Absolvent*innen erinnern sich an ihn als fordernden, engagierten und inspirierenden Lehrer, der stets ein offenes Ohr hatte – und kein Blatt vor den Mund nahm.
In den Fachverbänden war Paul Schmücker eine feste Größe. Als Präsident der GMDS und späteres Ehrenmitglied setzte er Impulse, brachte Projekte auf den Weg und vertrat klare Positionen. Im BVMI, bvitg, KH-IT und als Botschafter der Entscheiderfabrik war er ein gefragter Experte und Ideengeber. Auch im CCeSigG war er aktiv und zeigte eindrucksvoll, wie IT zur Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen beitragen kann. Auch in der bundesweiten Medizininformatik-Initiative (MII) ab 2016 engagierte er sich stark – auch hier mit einem besonderen Schwerpunkt zu den Themen Lehre und Fortbildung.
Paul Schmücker war kein Diplomat – und genau das machte ihn aus. Er sprach aus, was gesagt werden musste, stets fundiert, oft mit spitzer Zunge, aber nie verletzend. Seine direkte Art, gepaart mit fundiertem Wissen und der Fähigkeit, auch komplexe Sachverhalte verständlich zu vermitteln, machte ihn zu einem wertvollen Partner, Mentor und Diskussionsführer.
Wir verlieren mit ihm einen Fachmann, kritischen Geist und Innovator, vor allem aber einen Menschen und Freund, der mit Offenheit, Humor und unbeirrbarer Klarheit unsere Arbeit geprägt hat. Seine Stimme wird fehlen – sein Wirken bleibt.
In tiefer Dankbarkeit und
Die Vorstände/Präsidien und Mitglieder von GMDS, BVMI, bvitg, CCeSigG, TMF und KH-IT


 

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