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Fortschritt unterstützen, Wissen und Austausch bei Akteuren fördern

BVMI führt 2016 TELEMED, Mitgliederversammlung und BVMI-Fortbildungsveranstaltung zum ersten BVMI-Kongress zusammen.

Der Kongress des BVMI bündelte Anfang Juli mehrere Veranstaltungen: Im Mittelpunkt der TELEMED standen die E-Health-Rahmenbedingungen im europäischen Vergleich. Rund 200 Fachleute aus Leistungserbringung, Kostenträgerschaft und Politik sowie Entwickler und Vertreter aus Wissenschaft und Forschung informierten sich in der Landesvertretung Niedersachsens über Strategien, Gesetzgebung und Projekte. An die beiden Tage des 21. Nationalen Forums für Gesundheitstelematik und Telemedizin und der Mitgliederversammlung schloss sich in den Räumen der TMF die neue BVMI-Fortbildungsveranstaltung an.

TELEMED 2016:

Die Bedeutung, die in der deutschen Politik inzwischen dem Thema E-Health beigemessen wird, zeigte die Übernahme der TELEMED-Schirmherrschaft durch den Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Clemens Auer, Generaldirektor des österreichischen Gesundheitsministeriums, referierte über die gemeinsamen Ziele und Umsetzung von E-Health in Europa. Er gab aus Sicht Österreichs als »kleinem Bruder« Deutschland den Rat, schnell zu handeln, damit es nicht als weißer Fleck auf der E-Health Landkarte übrig bleibe. In seiner Rolle als Koordinator der EU-»Joint Action supporting the eHealth Network« zur Schaffung von Kontaktpunkten und E-Health-Infrastruktur schlug Auer den Deutschen vor, die inzwischen verfügbaren EU-Leitlinien einzusetzen und die Entwicklung im Land endlich voranzubringen.

E-Health: Dynamik in Europa

Die Organisatoren hatten Experten eingeladen, die den Fortschritt in anderen europäischen Ländern vorstellten. So beschrieb Maritta Korhonen vom Sozialund Gesundheitsministerium Finnland die erfolgreiche, für Leistungserbringer und Patienten spürbare Umsetzung der nationalen E-Health-Strategie. Das dezentrale eDossier als E-Health-Baustein in der Schweiz, vorgestellt von Sang-Il Kim, eHealth Suisse, schreitet trotz einiger Hürden voran. Eine Zusammenfassung von Good Practices lieferte Magda Rosenmöller von der IESU Business School in Barcelona. Die Vorträge zeigten: E-Health-Fortschritt ist machbar! Die TELEMED zeigte auch den regulatorischen Rahmen in Europa für den Technologieeinsatz in Forschung und Praxis auf.

E-Health in Deutschland: tatsächlich Stagnation?

Niedersachsens Ministerin für Soziales und Gesundheit, Cornelia Rundt, stellte die Frage, warum hierzulande die E-Health-Entwicklung im EU-Vergleich schleppend vorangehe. Liegt es am Thema Datenschutz, an der Vergütung? Als Leuchttürme präsentierte sie vorbildliche Projekte ihres Bundeslandes: das autonome, technologiegestützte Wohnen im Alter, ein Telemedizinnetzwerk in der Region von Oldenburg und das Herzinfarktzentrum Hildesheim, das mit IT-Unterstützung das ländliche Umland versorgt. Renommierte Beteiligte aus der E-Health-Community gaben Updates zu einer großen Bandbreite an Themen im Kontext E-Health, etwa zu Technologien in der vernetzten Routineversorgung, Standardisierung und Interoperabilität, E-Medikation, Patientensouveränität und der sich wandelnden Arzt-Patienten-Beziehung. Der TELEMED-Award für den besten Vortrag ging an Prof. Dr. Peter Haas, der mit seinem bekannten Humor die Zukunft der Leistungserbringung skizzierte.

Das Fazit in Berlin: Immerhin habe sich in den vergangenen sechs Monaten bei E-Health so viel getan wie in den letzten sechs Jahren, so ein Redner der Metropolregion Hannover/Braunschweig/Göttingen/Wolfsburg. So gibt es auch hierzulande »endlich« Entwicklungen, die das Vorankommen von E-Health beschleunigen. Das E-Health-Gesetz wird hier ebenso einen Grundsatzbeitrag leisten wie das BMBF Förderkonzept Medizininformatik, dessen erste Phase im Juli angelaufen ist – es soll unter anderem im Kontext von Big Data regeln, welche Akteure mit welchen Zielen welche Daten nutzen dürfen. Einen nächsten Messpunkt für den Fortschritt liefert die TELEMED 2017.

BVMI-Fortbildungsveranstaltung:

Die neue Veranstaltungsreihe »IT als Schlüsseltechnologie im Gesundheitswesen« startete im Juli mit dem Ziel, den BVMI nach außen hin sichtbarer zu machen und die Rolle der Medizininformatik als Schlüsselelement im Gesundheitswesen zu stärken – so Michael Engelhorn, IT-Experte und Konzeptersteller für BVMI-Veranstaltungen. Sie soll den Akteuren im Gesundheitswesen aktuelle Themen der Medizininformatik vermitteln.
Das Jahresthema 2016 rückte eine Herausforderung an der Nahtstelle zwischen "etablierter Medizininformatik" und modernen Themen wie Health 2.0, digitale Transformation und E-Health in den Mittelpunkt: die Aus- und Weiterbildung. Neben Medizininformatikern betrifft dies alle Gesundheitsberufe. Engelhorn: "Wir haben dieses Thema gewählt, weil die Entwicklung außerhalb der etablierten Medizininformatik rasant fortschreitet und die Diskrepanz zwischen den aktuellen Anforderungen an die Medizininformatiker und deren Stellung und Rolle im Gesundheitswesen eklatant ist."
Die Organisatoren stellten die Fortbildungsveranstaltung auf vier Säulen:

  1. Methoden und Stand der Umsetzung von E-Learning
  2. Vermittlung digitaler Kompetenz an Mediziner und Pflegekräfte,
  3. Die Veränderung des Berufsbildes der Medizininformatik,
  4. Neue Karrieremöglichkeiten für Medizininformatiker.

Kollegen aus der Praxis der Krankenhaus-IT kamen am Pult ebenso zu Wort wie Wissenschaftler, Rechtsexperten und Vertreter aus Industrie sowie Kostenträgerschaft. Gerade im Gesundheitswesen ist Aus- und Weiterbildung eine wichtige Aufgabe, die ein gesamtes Berufsleben hindurch Lernen erfordert. Die »traditionelle« Ausbildung vor dem Berufsstart alleine reicht im Kontext des weiterhin explosionsartig zunehmenden Wissens nicht mehr aus. So müssen sich auch Tätige in der Krankenhaus-IT über neue technologische Ansätze und veränderte rechtliche Rahmenbedingungen auf dem Laufenden halten. Die Weiterqualifizierung von Quereinsteigern in der medizinischen Informatik in Industrie, bei Anwendern und Selbstverwaltungsorganen ist wichtig, um das Fach in der Breite im praktischen Alltag voranzubringen und Grundsätze der Medizininformatik in Anwendungslösungen zu verankern sowie um dem aktuellen Fachkräftemangel zu begegnen, sagte Engelhorn.

E-Learning

Wie ermöglicht man lebenslanges Lernen neben der Berufspraxis? E-Learning als zusätzliches Lernangebot ist zeit- und ortsunabhängig, erfordert jedoch gründliche Planung: Das digitale Qualifizierungsangebot muss auf den Bedarf der Zielgruppen hin didaktisch entwickelt, der Nachweis muss nachhaltig erbringbar sein.

Digitale Kompetenz für Mediziner und Pflegekräfte

Die sozialen Medien spielen auch im Gesundheitswesen eine immer größere Rolle. Wir alle nutzen digitale Geräte, unsere Denk- und Verhaltensmuster bewegen sich jedoch immer noch in der »analogen Welt«. So kann die unachtsame Verwendung von Patientenbildern zu straf-, zivil- und arbeitsrechtlichen Konsequenzen führen. Nur wer die rechtlichen Grundlagen kennt, kann sich rechtskonform verhalten und die sozialen Netzwerke sinnvoll nutzen. Hier gilt es auch für Medizininformatiker, digitale Kompetenz zu vermitteln.

Verändertes Berufsbild des Medizininformatikers

Ist er künftig Manager oder Wissenschaftler, bilden wir entsprechend aus? Zwischen dem BMBFProgramm »Medizininformatik«, mit 100 Millionen Euro u. a. zur Stärkung von Forschung und Lehre im Fachgebiet an den Universitätsklinika und der Versorgungsrealität in Krankenhäusern, wo es darauf ankommt, die Systeme »am Laufen zu halten«, besteht eine Diskrepanz. Geht es heute eher um Kernkompetenzen, die sich durch geänderte Anforderungen stark gewandelt haben? Muss ein Medizininformatiker noch programmieren können oder sind eher Fähigkeiten der Personalführung gefragt? Solche Fragen warten auf Antworten.

Karrierechancen für Medizininformatiker

Die digitale Transformation der Gesellschaft ist in aller Munde. Internet der Dinge, Industrie 4.0, Big Data beeinflussen auch das Gesundheitswesen. Neben einer enormen Zahl von Apps werden durch die Digitalisierung der Medizin die "klassischen Bereiche" der Softwareindustrie zunehmend "klinisch". So ändern sich Qualifizierungsbedarf und Chancen für ITler.

Künftig als jährliches Update

"Mit diesem neuen Veranstaltungsformat vermittelt der BVMI künftig jährlich Probleme der Branche in ihrer Tiefe«, so Engelhorn. »Ein Jahresthema bestimmt mit vier Schwerpunkten die Veranstaltungen. Teilnehmer profitieren von der Präsentation und Diskussion hochwertiger Inhalte."

Dieser Bericht vom BVMI-Kongress 2016 ist in der Verbandszeitschrift der mdi Ausgabe 03/2016 veröffentlicht.


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